Objekte 1999-2003

Technik:
Eisen, Plexiglas, Licht und z. T. verschiedene Kunststoffsorten und Gummi.

Zweiteiliges Bodenobjekt (1999): Format 110 x 200 cm x 50 cm (Höhe)

Einteiliges Bodenobjekt (2000): Format 110 x 110 x 30 cm (Höhe)

5-teiliges stehendes Wandobjekt (2003): Format 180 x 300 x 10 cm (Tiefe)

Alle ohne Titel.

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Auf den ersten Blick scheinen die beiden unbetitelten, frei im Raum stehenden plastischen Objekte eine Sonderstellung im Werk Peter Leidigs einzunehmen. Tatsächlich dominieren Bilder oder bildnahe Arbeiten das Oeuvre des Künstlers und doch fügen sich diese beiden plastischen Stücke bei genauerem Hinsehen organisch in das Ganze seiner sich kontinuierlich entwickelnden und verändernden Arbeit ein. Bereits seit den achtziger Jahren entstanden in nahezu allen Werkphasen Peter Leidigs skulpturale Arbeiten und Entwürfe für nicht oder noch nicht realisierte dreidimensionale Arbeiten.
Wer die beiden großen Objektarbeiten genauer betrachtet, sie im Zusammenhang der bildnahen Arbeiten sieht, bemerkt bald einige der für die gesamte Arbeit Peter Leidigs wesentliche Denk- und Gestaltungsweisen, die in diesen plastischen Werken in exemplarischer Weise sichtbar werden. Augenfällig sind die starken Kontraste aus denen diese Objekte die ihnen eigene Spannung, eine ruhige Unruhe beziehen. Irritierend und nicht zu klären ist der Widerspruch zwischen den messbaren, greifbaren Behältnissen im realen Raum und dem beim Blick in ihr Inneres entstehenden Eindruck von Tiefe, einer schwer auslotbaren Weite, einer sich in schwer auslotbarem dunklen Blauschwarz verlierenden Sphäre – erzeugt durch entsprechend gefärbte Acrylglasabdeckungen – in der das Auge keinen Halt oder Anhalt findet. Auch werden die metallisch dunklen, harten Behältnisse des aus zwei Körpern bestehenden Werks von weichen, wie bewegten Schläuchen gleichsam durchströmt und zugleich werden die beiden ruhenden und schwer anmutenden Behälter durch diese leichte Bewegung miteinander verbunden. Hart und Weich begegnen sich auch in dem quadratischen Objekt. Eine blau leuchtende Lichtlinie durchdringt diagonal den Stahlkörper, das nahezu immateriell erscheinende, unwirklich anmutende Licht vermag die greifbare Massivität und Materialität des Stahls punktuell aufzulösen. Dieser einzigen kontinuierlich blau leuchtenden Linie stehen in den sechzehn quadratischen Kammern im Innenraum dieser Arbeit nervös flackernde rötliche Lichter entgegen. Die Polarität von Rot und Blau findet sich –räumlich getrennt – auch in der zweiteiligen Arbeit. Zucken im Inneren des einen Kastens eine Reihe rötlicher, flammenartiger Lichter, so wird beim Blick sein Pendant eine Lichtlinie sichtbar. Sie erscheint wie ein Schnitt, eine äußerst schmale Öffnung aus der ein Schimmern, ein schwaches Gleißen wie aus großer Tiefe hervorscheinend, zugleich eine Ahnung vermittelnd, dass in dieser Tiefe, hinter diesem Raum sich ein anderes Licht verbirgt, von dem hier allein ein Abglanz, ein Rest sichtbar wird.

Polarität ist ein wesentliches Charakteristikum seiner Arbeit. Das gleichzeitige Vorhandensein des Verschiedenen, Unterschiedlichen, es ist in je verschiedener Weise in allen Arbeiten gegenwärtig, führt das Gegensätzliche zusammen, stellt es Nebeneinander, lässt es im Zusammenhang der Arbeiten miteinander agieren und mündet doch nicht in harmonisierende Synthese.

– Jens Peter Koerver